DER TISCH DES BUCUR (gestraffte Fassung)

Vor Jahren machte der Heiducke Bucur das Rîmnic-Tal unsicher; er pflegte nur Türken und Griechen anzugreifen, die den armen Rumänen den letzten Groschen wegnahmen, letztere jedoch zu beschenken.

Es wird erzählt, er habe eine arme Rumänin getroffen, als diese ihre einzige Kuh dem Markt zutrieb, um mit dem Erlös die fälligen Steuern zahlen zu können. Bucur habe ihr den Kaufpreis gezahlt, die Kuh aber zurückgegeben mit dem Auftrag, sie zurückzutreiben, auf daß ihre Kinder genügend Milch haben. Aus irgendeinem Grund jedoch machte sich das Weib verstohlen auf den Weg zum Markt samt Kuh, worauf sie der Heiducke einholte und sie zur Strafe an ihren Haaren an einen Ast für eine geraume Zeit aufhängte.

Bucur bewohnte mit seinen Kumpanen eine große Höhle auf dem Pleschu-Berg, die später Bucur-Höhle genannt werden sollte. Höher gab es einen flachen Felsen, der auf zwei kleineren ruhte — dies war Bucurs Tisch. Einst waren darauf fünf goldene Sterne eingelassen, die den Sitzplatz der Heiducken kennzeichneten, und Bucurs Stern war natürlich größer. In der Höhle vermutet man weiterhin Schätze, die von den Heiducken versteckt sein sollten.


Quelle: Rumänische Sagen und Sagen aus Rumänien, Herausgegeben und übersetzt von Felix Karlinger und Emanuel Turczynski, Berlin 1982, Seite 121