DER FALSCHE SCHWUR

In einem Hattertprozeß der Felldörfer mit dem Nachbardorf Zendresch hatte ein gottloser Einwohner dieser Gemeinde aus seinem Hofe gegrabene Erde in seine Stiefel geschüttet und darauf stehend an der strittigen Grenze den Eid abgelegt, daß er auf Zendrescher Erde stehe, worauf der Prozeß zum Schaden der Felldörfer entschieden wurde. Nachts darauf haben die auf dem Felde bei ihrem Vieh weilenden Leute ein entsetzliches Heulen und Peitschenknallen vernommen und am Morgen erst den Grund davon entdeckt.

Der Teufel hatte nämlich den meineidigen Bauern an seinen eigenen Pflug gespannt und mitten über die Kante des abgeschworenen Berges eine tiefe Furche gezogen, die noch immer zu sehen ist.


Quelle: Siebenbürgische Sagen, Herausgegeben von Friedrich Müller 1857, 1885; Neue erweiterte Ausgabe von Misch Orend, Göttingen, 1972, Nr. XCIV, S. 89