HECKEPFENNIG

Einem noch lebenden Manne ist das folgende merkwürdige Begegnis zugestoßen. Wie er einmal um Mitternacht von seinem außerhalb der Stadt wohnenden Schwiegersohn heimkehrt, sieht er in der Nähe des auch wegen der Judengräber übelberüchtigten "hintersten Törlein" einen rabenschwarzen Pudel längere Zeit vor sich herlaufen. Die Sache macht ihm Gedanken. Da gewahrt er einen blinkenden Gegenstand im Wege, bückt sich, und wie er ihn anfaßt, ist es ein blanker Silberzwanziger. Der Mann ist nicht reich und darum freute ihn der Fund. Zu Hause angelangt, legte er das Geldstück zu mehreren Kupfermünzen. Am folgenden Tage schickt er sein Mädchen mit dem Zwanziger zum Kaufmann, um irgend etwas zu holen oder eine kleine Schuld zu berichtigen. Das Kind bringt kleine Münze zurück; doch wie erstaunt es, da es unter derselben auch den Zwanziger wieder erblickt. Der Zwanziger wandert später an mehrere andere Orte, auch ins Wirtshaus; immer aber kehrt er in den Kasten seines ersten Herrn wieder. So ging es einige Tage, so lange, bis der schwatzhafte Mann die Sache seiner noch schwatzhafteren Frau und diese sie andern, fremden, mitteilte. Von dem Augenblick an kam das glückhafte Geldstück nicht mehr zurück.


Quelle: Siebenbürgische Sagen, Herausgegeben von Friedrich Müller 1857, 1885; Neue erweiterte Ausgabe von Misch Orend, Göttingen, 1972, Nr. 81, S. 82