DIE MAGD AUF DEM FRIEDHOF

Die Mägde hatten in Urwegen einst gewettet, wer den meisten Mut habe, um Mitternacht auf den Friedhof zu gehen und eine Gabel auf ein Grab zu stecken. Es fand sich eine furchtlose Magd, die gehen wollte. Sie nahm sich die Gabel und ging auf den Friedhof. Beim ersten Grab blieb sie stehen und stach die Gabel mit aller Kraft in die Erde. Als sie sich aber zum Gehen wenden wollte, konnte sie nicht. Es hielt sie etwas an der Schürze (fest. Sie hatte mit der Gabel ihre Schürze auf dem Grab festgesteckt. Als man am Morgen nach ihr sah, war sie tot, so sehr hatte sie sich erschreckt.


Quelle: Siebenbürgische Sagen, Herausgegeben von Friedrich Müller 1857, 1885; Neue erweiterte Ausgabe von Misch Orend, Göttingen, 1972, Nr. LXXXVI, S. 81