DAS HÜNDCHEN VON BRETTEN

An einer Kirche zu Breiten ist ein Hündchen ohne Schwanz in Stein abgebildet. Wenn nun jemand in einem Streit den kürzeren zieht, einen Prozeß verliert und dergleichen, so pflegt man von ihm zu sagen: «Er kommt daher, wie das Hündchen zu Breiten..» Über den Ursprung des steinernen Hündchens und dieses Sprichwortes erzählt man sich folgendes: Einst hatten Feinde schon lange das Städtchen Bretten belagert und wollten es aushungern. In der äußersten Not legten die Bürger fast ihre letzten Lebensmittel zusammen und mästeten damit ein Hündchen. Als dies sich erholt hatte und recht rund und voll war, ließen sie es zum Stadttor hinaus ins feindliche Lager laufen. Sobald die Feinde das fette Hündchen sahen, dachten sie, haben sie den noch so füttern können, so müssen sie selbst wohl noch viel zu beißen haben, und gaben ärgerlich die Belagerung auf und zogen ab. Zuvor aber hieben sie dem Hündlein den Schwanz ab und schickten ihn so verstümmelt wieder zurück. Zum Dank für die guten Dienste ließen die Brettener Bürger jenen Hund in Stein aushauen und anfangs auf das Stadttor, später außen an die Laurentikirche setzen.

Andre erzählen die Geschichte so: Ein Wirt habe seinen Hund immer mit einem Korbe zu einem Metzger geschickt, um Fleisch und Würste zu holen, und der Hund habe alles immer gut heimgebracht. Da habe der Metzger einmal aus Mutwillen dem Hunde den Schwanz abgeschnitten und diesen zu den Würsten in den Korb gelegt, so daß der Hund seinen eigenen abgeschnittenen Schwanz habe heimtragen müssen. Der Herr aber habe dem treuen Hunde ein Denkmal errichtet. (Schwaben)


Quelle: Ernst Meier, Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, II, S. 356f., Nr. 395, Mündlich aus Bretten.
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 44, S. 35