DIE FEINDLICHEN BRÜDER
Über dem Kloster Bornhofen, auf zwei absonderlichen, doch nahe beisammen liegenden Bergen, betrachtet man die beiden verfallenen Schlösser Liebenstein und Sternfels, welche in den Hohmannischen und ändern Landkarten die zwei Brüder heißen. Von diesen erzählt man folgendes: Es waren nämlich diese Schlösser von zwei reichen Brüdern erbauet und bewohnet worden.
Der Schwester aber, welche blind gewesen, habe man vor ihr Erbteil drei Andachten, als dieses Bornhoffen und im Rheingau Kidrich und Nothgottes, angelegt. Nachgehendes hätten diese beide Brüder, weil sie in Uneinigkeit geraten, einander ihre Schlösser verheert. Indem nun dieselben gar ansehnliche Einkünfte haben, auch verschiedene Güter und Weinberge dazugehören, so hat das eine die hochadelige Familie der Herren von Schenck und Oberspey an sich gezogen. Das andere ist als ein kurtrierisches Lehen wieder an Kurtrier zurückgefallen.
Quelle: Dielhelm, Rheinischer Antiquarius, Frankfurt
1739, S. 143
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 31, S.
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