DIE AUFFINDUNG DER KREUZNACHER SOLQUELLE

Da war ein Soldat, der hat geträumt, wenn er nach Mainz ginge, auf die Brücke, dort würde er sein Glück suchen und würde es auch da finden. Und so hat er zweimal geträumt. Da hat er dies seinen Kameraden erzählt. Diese haben ihn aber ausgelacht und aus Narretei haben sie gesagt: «Dann geh' dahin.» Später hat er es wieder geträumt. Da hat er sich Urlaub genommen und ist des Morgens früh auf die Mainzer Brücke gegangen. Er ist von des Morgens an den ganzen Tag auf der Brücke auf- und abgegangen bis des Abends. Ein Brückenknecht hatte ihm den ganzen Tag zugesehen. Das kam dem auffallend vor, und er fragte den Soldat, ob er etwas suchte oder auf jemand warten würde. «Nein», sagte dieser, «das nicht, aber ich schäme mich bald, es zu sagen. Ich habe dreimal geträumt, wenn ich nach Mainz ginge, auf die Brücke, dort würde ich mein Glück suchen und würde es auch dort finden. Nun bin ich den ganzen Tag hier umhergegangen und habe doch nichts gefunden.» Da hat der Brückenknecht gelacht und gesagt: «Ja, wenn man aufs Träumen soll achtgeben. Da habe ich letzt geträumt, wenn ich nach Kreuznach ginge, hinter Kreuznach, dort stand ein Häuschen, und hinter dem Häuschen, da stand ein großer Birnbaum. Wenn ich unter dem Baum nachgraben würde, so würde ich mein Glück finden.» Und das Häuschen, das war dem Vater des Soldaten. Dieser ist darauf heim und hat dies seinem Vater erzählt. Sie haben darauf an dem Baum nachgegraben und fanden dort die erste Salzquelle. (Rheinland)


Quelle: Th. Ehrlich, Sage von der Auffindung der ersten Kreuznacher Solquelle, in: Zeitschrift für rheinische Volkskunde 6 (1900), S. 44 - 47.
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 65, S. 44