LÜBECKS NAME

Im Jahre 1066 empörten sich die Wenden gegen den deutschen Kaiser, ermordeten ihren christlichen König Gottschalk und setzten den Fürsten von Rügen, Kruto, auf den Thron .Dieser baute auf dem Werder zwischen Trave und Wa-kenitz eine feste Burg mit Mauern und Türmen, die man Buku, Bughenitz oder Bukowitz nannte, weil der Platz mit schönen hohen Buchen lustig bestanden war. Als nun König Kruto auf einem Seezuge in der Ferne war, kam Buthue, König Gottschalks Sohn, und belagerte den Ort mit Hilfe der Sachsen. In kurzer Zeit gingen den Einwohnern die Lebensmittel aus und die Stadt wäre in die Hände der Feinde gefallen, hätte sie nicht ein kluger Fischer namens Buba durch eine List gerettet. Er nahm eines Tages alles Brot, Fleisch und andere Speisen, soviel er noch auf treiben konnte, in seinen Kahn und fuhr damit ganz sorglos auf die feindlichen Schiffe zu, die die Trave gesperrt hielten. Als er angehalten und sein Kahn untersucht wurde, wunderten sich die Belagerer über die vielen Eßwaren und fragten ihn, was er damit wollte. Da sagte Buba, er hätte sich hinausbegeben, um seine Ware auf den umliegenden Märkten zu verkaufen, weil in der Stadt alles wohlfeil wäre. Wie das die Feinde hörten, verzweifelten sie an der Einnahme der Stadt und hoben die Belagerung gleich auf. Nun kehrte Buba jubelnd zurück, und da sein Anschlag so wohl gelungen war, stellte man ihm einen Wunsch frei. Er aber begehrte nichts für sich oder seine Erben, sondern erbat für seine Amtsbrüder die Gerechtigkeit, daß nur ihnen allein erlaubt werden möchte, lebendige Fische auf dem Markt feilzuhalten, was er auch bewilligt erhielt. Die Stadt aber hieß seitdem Bubastadt (später Lubastadt, Luba, Lübeck) und nahm zur Erinnerung in ihr großes Siegel einen Kahn mit Fischern auf, in ihr kleines aber ein Fischernetz; auch pflegten die Fischer in ihrer Schenke zu Drakenstein, dem Rathause gegenüber, am Tage der unschuldigen Kindlein, den Gürtel Lubas in einer Schüssel auszustellen und vorzuzeigen. Jene Gerechtigkeit ist aber bis 1680 gewahrt worden, wo denTravemündern erlaubt wurde, lebendige Dorsche in die Stadt zu bringen, weil man Seewasser nicht mehr für frisches Wasser hielt.


Quelle: E. Deecke, Lübische Geschichten und Sagen, Lübeck 5 1911, S. 8 ff., Nr. 4
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 60, S. 42