Das Kraut

Mancherorts will man an den vielnervigen Blättern der Krautkolben die Passionswerkzeuge erkennen.

Wer viel Kraut ißt, wird schön, kann schön tanzen. Wenn man kalte Krautsuppe unter der Kirchentüre ißt, ohne dabei gesehen zu werden, so wird man recht schön.

Wenn man saures Kraut ißt und kalten Kaffee trinkt, wird man sauber.

Ein Spruch sagt:

Iß Kraut - g'hörts für die Braut-
und d'Ruabn - für die Buabn.
Wer Kraut pflanzt, mag nur von der letzten Grube die Erde nehmen und sie um den Acker her streuen: das hilft wider den Krautwurm. Ein Sargnagel im Acker schützt vor den Schäden des Jungwildes. Wird das Kraut weiß, so bedeutet es einen Todesfall. Wenn auf einem Krautacker ein ganz weißes Krauthappel ist, so stirbt im selben Jahr jemand aus dem Hause.

Kommt ein Gratulant zu spät, nämlich erst nachmittags oder den anderen Tag, so sagt er eintretend: "Ich komme wohl spät, aber sie werden hoffentlich noch kein Kraut gegessen haben." Sonst geht nämlich der Glückwunsch nicht in Erfüllung.

Quelle: Sagenreise ins Pielachtal, Sagen, Erzählungen, Geschichten - aus dem reichen Sagenschatz des Pater Willibald Leeb. Zusammengestellt und herausgegeben von der Arbeitsgruppe Heimatforschung im Verein für Dorferneuerung in Hofstetten und Grünau. Text: ca 1900.
Von Gerhard Hager, Verein für Dorferneuerung, 3202 Hofstetten-Grünau, freundlicherweise für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.