280. Die Füchse.

Martin Schnider von Mädris war eines Abends in seinem Berggute Pasatti als Jäger auf der Lauer. Es ging nicht lange, so kam ein Fuchs, welchen er schoß und auf "das Tenn" warf. Als er wieder geladen hatte, kam schon ein zweiter, den das gleiche Los traf. So ging es noch eine Weile fort. Bei Tagesanbruch wollte sich kein Gewild mehr zeigen, und Schnider sann darauf, seine außerordentlich reiche Beute nach Hause zu bringen.

Als er aber auf die Tenne trat, gewahrte er zu seinem Schrecken, daß seine Beute nicht aus Füchsen, sondern aus lauter abgenutzten Besen bestand.

Ein andermal hatte Martin Schnider wieder einen Fuchs erlegt, als gute Beute nach Hause genommen und übernacht an die Ofensäule gehängt. Am Morgen fand er dann ein Stubenfenster offenstehend und den Fuchs an der Ofensäule mit einem Mädchenrock vertauscht.

Zwei Bauern, F. G. und Ch. B., hatten auf Gabreiten vor einem Stalle den Füchsen einen Köder gelegt und sich dann während der Nacht im Stalle auf den Anstand begeben. Gar bald hatte ein Fuchs die Lockspeise gewittert und sich zu ihr herangeschlichen, B. begrüßle ihn durch eine Lücke hinaus mit einem tüchtigen Schrotschusse. Der Fuchs aber rannte spornstreichs auf den Stall zu, streckte den Hintern zur Lücke herein und wedelte mit dem Schwanze. Die zwei Jagdgefährten aber machten sich eiligst auf und davon und gelobten, nie mehr auf die Fuchsjagd zu gehen.
J. Natsch

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 280, S. 153
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, August 2005.