349. Köstliche Steine

Durch die Tscherlacher Alp Sennis fließt der Sagenbach. Dieser führt hinauf in eine Felsenbucht, zwischen Sichli und Gamsberg. In Eindrittelshöhe des letzteren sieht man eine tief und weit eingebohrte Grotte, „Goldloch" genannt. Von genannter Schlucht aus führt schrägauf ein 20 Meter breites, nacktes Felsband an diesen Ort, der nur von geübten, schwindelfreien Bergsteigern zu erreichen sei, und der Gang dahin müsse barfuß gemacht werden, um dem Fuß festern Halt zu geben.Von daher hätten die Venediger in alten Zeiten unermeßliche Schätze an gediegenem Golde geholt und zu den Alphirten gesagt: „Mancher Schweizerbauer wirft seiner Kuh einen Stein nach, der mehr wert ist als die Kuh selbst."
O. Giger.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 349, S. 196
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, November 2005.