425. Der Hund auf dem Rotenbüel.*)

Schon vor uralten Zeiten soll auf dem Rotenbüel ein Hund sein Unwesen getrieben und das Vieh in seiner Ruhe gestört haben. In einer hellen Mondnacht hütete der Hirt die Kühe, bis sie sich zur Ruhe niederlegten. Auf einmal kam sein treuer, sonst furchtloser Hund mit gesenktem Schweife ihm ängstlich zwischen die Beine. Da erschien ein großer, schwarzer Pudelhund mit feurig glänzenden Augen, In seinem Leben habe der Mann nie einen solchen Hund gesehen. Gin Schaudern überlief ihn. Die Hirten sagen, auf dem Rotenbüel liegen die Kühe des Nachts nie ruhig.                                               
I. Hell.

*) Eine Alp am Südabhang des Lüthispitzes.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 425, S. 252
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