433. Das Runggelfräuli.

Der dem Bendel zunächstgelegene Teil des Waldes heißt bei Runggel. Dort hauste einst das Runggelfrauli. Es war eine Diebin die den Hausfrauen die Wäsche vom Seil wegstahl. Dafür mußte es am Bächlein sein "Sechtlein" weiß waschen und hernach aufhängen und trocknen. Dieses flatterte lustig im Winde. In den heiligen Nächten hörte man die Wäscherin oft gellend schreien. Sie floh aber vor den Leuten und tat niemand etwas zu leide. Ein Sonntagskind sah das Weiblein einst und rief:

 "Lueged, nei, bim Sträuli!  
Det ist 's Runggelfläuli!"

Seither wurde die Wäscherin nicht mehr gesehen.     
N. Tobler.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 433, S. 256
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