374. Die Sebastianskapelle zu Schänis
Die Sebastianskapelle zu Schänis ist wohl eines der ältesten Gotteshäuser der Talschaft. Ihre Gründung ist historisch nicht nachweisbar. Die Sage aber erzählt:
Gegen Ende des achten Jahrhunderts herrschte in dieser Gegend unter Menschen und Vieh eine gefährliche Seuche. Da gelobte der fromme Hunfried, Gaugraf von Rätien, die Kapelle zu bauen, um von Gott Hilfe in dieser Drangsal zu erstehen. Der heilige Sebastian wurde der Schutzpatron des Stiftes, und das Land Gaster führte bis zum Untergang der alten Eidgenossenschaft diesen Heiligen in seinem Banner.
Am Lichtmetztage 1529 drangen die Bilderstürmer auch in unsere Kapelle ein und zerstörten ihren Schmuck. Vier Jahre später wurde durch den Weihbischof von Chur das Kirchlein dem alten Gottesdienste zurückgegeben.
Der Volksmund erzählt — und das stimmt mit dem Gesagten wenig überein — das Bild des heiligen Sebastian stamme von Linthtal her- dort sei es zur Zeit der Religionswirren in die Fluten geworfen worden, in denen es aufrechtstehend nach Schanis getragen worden. Bei der Sebastianskapelle hätten es die Wellen ans Land, gesetzt, weswegen es hier seinen Platz gefunden.
A. Fraesel, Pfarrer (Die hl. Sebastianskapelle zu Schänis. Uznach, Oberholzer, 1896.)
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 374, S. 211f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juni 2005.