506. Die große Schlacht.

Auf dem Breitfelde sollen nach einer in früheren Zeiten dort abgehaltenen Schlacht mehrere eiserne Stangen und ein grünes Bäumchen in die Erde vergraben worden sein. Letzteres habe zwar bald wieder ausgeschlagen und immer neue Schößlinge getrieben, obwohl diese stets wieder abgehauen wurden. Wenn ein solcher aber einmal die Größe erreichen werde, daß ein Offizier unter ihm aufrecht stehen könne, und wenn auch jene eisernen Stangen durch die Pflugschar ans Tageslicht kommen werden, was zu gleicher Zeit geschehen soll, so werde auf jener Fläche abermals eine Schlacht geschlagen, aber diesmal eine so blutige, daß der Müller in der nahen Kräzern-Mühle seinen Weizen werde mit Blut mahlen können. Während der Schlacht wird ein bei dem oben genannten Gefecht entstandener Riß in der Mauer der nahen Kapelle im Bild von selbst sich wieder schließen und das über der Sitter halb in der Luft hängende Häuschen zum Drachenloch bei St. Josephen in die Fluten niederstürzen. Dies alles wird ein Zeichen der beginnenden letzten Zeiten, sowie des Kommens des Antichrists sein, bei dessen Geburt alle Blumen Blut schwitzen werden.
Dr. Henne-Am Rhyn, Deutsche Volkssage.

Auf dem Breitfeld geht heute kein Pflug mehr; also dürfen diese schrecklichen Dinge noch recht lange auf sich warten lassen.
Mögen dem Kanton St. Gallen unterdessen noch recht viele glückliche Jahrhunderte beschieden werden!

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 506, S. 297
Digitale Version: © www.SAGEN.at