295. Schloss Gräplang

Im alte Schloß - abr nit in dinem, wo jetz na all Mürä und Gwölbr sind; dinn vum ganz altä stoht nu meh dr säb viereckig Durä untrem Schloß - sei ämol ä bösä, stringä Zwinghärr gsi. We-n er gheißä hat, weiß mä nümä. Dar sei, wenn d'Sunne schü gschinä hei, in 's Fraugärtli chu, det untrem Schloß zuä, und hei gluagät, eb b' Burä wagger schaffen. Hei 'r dinn einä gsiä, dar nit gwärchät hat, bis 'r fast umkeit ist, sa hei är ä uf 's Schloß bschiggt, und denn hei dr Bur schu gwüßt was Lands. Ma hat nä halt eifach an ä Nußbaum bundä, wo zmitts im Gartä gsi ist, und det usklopfet, bis 's Bluät über nä abigrunä ist. Dr Zwinghärr hei zuagluagät allimol und hei wagger mügi lachä, winn dr Bur äso zapplet und gwifflet hei, 'S ist drum kei Wundr gsi, winn d' Lüt ä fürchtigi Fröhni gsi sind, wo dr Zwinghärr gstorbä ist.

Nohi hat mä öbbe gära im Schloß und Gärtli gspaziert, aber no-u-nou hat mä gmerkt, daß do na nit alls subr ist; dinn z'Mittag ani Zwölsi sei regelmeßig allimol ä Ma ufem fäbä Nußbaum gsi und Hai glachat und pfnüzerät, was er usm Hals usä brocht hei. 's Gärtli ist no-u-nou verwildät, wil niemäd meh hat wellä det härä gä schaffä. Vor öbbä zwinzg Iohra ist dr Nußbaum ghauä wordä, und wo-n 'r gfallä sei, hei mä ä Gwitzg kört, und es hei nämär grüeft: "Vergelt'Z Gott, daß 'r mi indli erlöst hind. Dinn i het müaßä wandlä bi dem Baum, bis 'r ghauä mordä wer, und winn's au na hundert oder na meh Iohr duret hett."

Aso altä Lütä chünnt mä diä Sag gär nit usredä; ja si sägn sogar na, es tet einä viel Gäld sindä, winn 'r dr Muät het, dr säb nutzbäumi Stock uszgrabe; abr si möchten nit; dinn wümm mä-n an einzigs Mol statt in Härd in Stock schlu tet mit 'm Wärchzüg, fä wer mä fertig.
Sutermeister, Schwizer-Dütsch.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 295, S. 164
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, August 2005.