DIE VERGEBUNG DER SCHULD

Durch die Schuld des Kühers erfiel in den Planggen in der Gescheneralp eine Kuh, Tschägg genannt, die einem gewissen Martin gehörte. Der Küher starb. Aber zu gewissen Zeiten, besonders an den Vorabenden hoher Feste, erblickte man ihn oben auf einem Felsen ob den Planggen. Er kauerte auf dem Boden, und es hatte ganz den Anschein, als ob er da Beeren sammeln, 'berränä', würde. Zuletzt rief er dann hinunter: »D's Martis Tschägg isch ibery'.« Einmal ging auch jener Martin selber durch die Gegend und ersah den seltsamen Beerensammler und hörte ihn rufen: »D's Maris Tschägg isch ibery'.« Da rief Martin hinauf: »Ja, i weiß scho; äs solider g'schänkt sy.« Seit diesem Augenblick ließ sich der Geist nie mehr sehen, er war erlöst.


Quelle: Deutsche Volkssagen. Hg. v. Leander Petzoldt. München 1978. S.84