Die verwunschene Allmend

In Zug wurde vor unzähligen Jahren ein Übeltäter von den Henkersknechten mit starken Ruten ausgepeitscht. Von den wilden Hieben wurde der Rücken des Verurteilten arg zerschunden und wund. In diesem Zustande jagte man den Armen zum Lande hinaus. Auf diesem jämmerlichen Schmerzensgang verwünschte er die Allmend, auf der die böse Auspeitschung erfolgt war.

Seit dieser Stunde wollte auf diesem Platz kein Gras mehr wachsen, alles verdorrte; die Allmend war verflucht und verwunschen. Einem Freund hatte aber der Vertriebene erzählt, wie man den Fluch heben könne. Auf der Allmend soll man vier steinerne Kreuze errichten, die aber alle in Sehweite voneinander aufgestellt sein müßten. Am Fuße der vier Kreuze müssen die vier Evangelien vergraben werden. Künftighin dürften die Zuger auch keinen Ausgepeitschten mehr aus dem Lande jagen, ohne ihm wenigstens einen kleinen Reiserappen mit auf den Weg zu geben.

Dies gelobte man, stellte die Kreuze auf und der Fluch war seither von der Allmend gewichen.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 74