Das Bleichi-Mueterli

Oberhalb Schönbrunn, auf dem Wege gegen Hinterburg zwischen dem Bethlehem und dem sogenannten "Loch", liegt ein Stück Land, das man die "Bleichi" nennt.

Dort ging einst ein Gespenst um. Eine weibliche Gestalt, schwarz von Gesicht, in weißem Gewand mit einem Strohhut auf dem Kopfe, kam vom sogenannten "Wösch", einem Wald zwischen Bethlehem und Edlibach, sehr oft mit einem Licht in der Hand. Noch in den Jahren des letzten Jahrhunderts wurde ein junger Bursche von Schönbrunn durch den Anblick des Bleichi-Mueterli so erschreckt, daß er einige Zeit krank darniederlag.

Vor Jahren ging ein Menzinger als kleiner Knabe mit seinem Vater bei der Bleichi vorbei, sah das Gespenst mit einem blauen Lichtlein und schloß sich ängstlich an den Vater an, der aber von der gefürchteten Erscheinung gar nichts wahrnehmen konnte. Man sagt auch, daß einst ein frecher Obstdieb in der Gestalt des Bleichi-Mueterli seine langfingrige Runde unter den dortigen, reichbehangenen Obstbäumen gemacht habe, bis ihm wachsame Bauern das Handwerk gelegt hätten.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 83