Die Erdmännchen und die Hebamme

Es war eine stockdunkle Nacht, als einstens ein Erdmännchen in Walchwil die Hebamme holen kam, damit sie seinem Weibchen in der schweren Stunde Hilfe brächte. Die weise Frau folgte dem kleinen Rufer. In einem waldigen Tobel führte das Erdmännchen die Walchwilerin durch einen engen, dunklen Felsspalt in eine weite, geräumige Höhle. Hier waltete die helfende Walchwilerin ihres Amtes. Als Lohn für ihre Mühen schüttete das Erdmännchen ihr eine Menge schwarzer Kohlen in die aufgehobene Schürze. Die Walchwilerin war aber ob des geringen Lohnes nicht wenig unwillig. Auf dem Heimweg durch die Nacht verstreute sie hin und wieder einige der unwillkommenen Kohlen, bis endlich ein ernstes Mahnwort an ihr Ohr klang, daß sie auf die kostbaren Kohlen besser aufpassen möge. Als sie daheim ankam, schüttete sie die noch übrigen Kohlen ins Feuer und siehe, es waren glänzende, kostbare Diamanten. Vergebens suchte die Hebamme die auf ihrem Heimweg verlorenen und weggeworfenen Kohlenstücklein wieder aufzufinden, sie mußte sich mit dem kleinen Reste, den sie nach Hause getragen, zufrieden geben.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 127