Das Lohmännlein

Von St. Wolfgang führte der Weg nach Hünenberg beim Lohwald vorbei. Da stand ein kleines Gehölz. In diesem Wäldchen lag der Herrschaftsbereich des bösen Lohmännleins.

Das war ein ganz ungnädiger Patron. Wer des Nachts durch dieses Wäldlein gehen wollte, wurde von dem Lohmännlein derart zerzaust, geschlagen und gequält, daß selten einer heil davon kam. Doch der Quälgeist blieb nicht immer in seinem Gehölze. Während der Nacht machte er auch Visite bei den Nachbarn in ihren Wohnhäusern. Dort schlug das schlimme Männchen die Fensterscheiben ein und zerschlug in der Küche voll wilder, unbändiger Wut das Küchengeschirr. Man versuchte einmal, diesem wilden Gesellen gehörig sein Handwerk zu legen und umstellte aus diesem Grunde das Gehölz mit bewaffneten Männern. Vor diesen habe es einen solchen Heidenrespekt gekriegt, daß es sich fein mäuschenstill verhalten habe.

Als im Jahre 1762 im dortigen Rebbezirk das sogenannte Weinrebenkapellchen gebaut wurde und zwei Jahre später noch ein frommer Waldbruder einzog, soll das böse Lohmännlein für immer spurlos verschwunden sein.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 94