DIE MORDNACHT VON ZUG

Man berichtet, daß die Herrschaft von Cham in Verfall gekommen sei, daß die Stadt Zug sich aus ihrer Gewalt gelöst habe und daß die Herren auf Wildenburg und der Burg und Stadt Zug sich gegeneinander erhoben hätten.

Da taten sich die Herren von Cham mit denen von Reußeck, Hünenberg, Maschwanden, Bremgarten und Wildenburg zusammen und schlössen einen heimlichen Bund. Sie kamen überein, bei Nacht Stadt und Burg Zug zu überfallen und alle männlichen Einwohner zu hängen.

So zogen sie am 9. September um Mitternacht in Steinhausen über neunhundert Fußknechte und hundert Berittene zusammen. Auch einige Schiffe, vor allem aus Cham, sollten von der Seeseite her die Stadt angreifen. Das Fußvolk und die Reiter sollten von der Löbern oberhalb der Stadt von zwei Seiten gegen die Mauer vorrücken, wo sie mit Sturmböcken und Sturmleitern zuerst die Stadt und nachher die Burg einnehmen sollten.

Aber Gott der Herr wollte diesen Mord nicht zulassen. Ein Fischer aus der Stadt Cham fuhr in einem kleinen Boot nach Zug und warnte die Bürger vor dem geplanten Mord und Anschlag. Die Zuger sahen sich vor und erhielten Zuzug zu Pferd und Fuß von Leuten, die gegen die adeligen Herren waren.

So war Zug gerüstet und bereit, dem Mordanschlag zuvor zu kommen. Auf der Seeseite erschwerte man den Zugang mit Schwellen und Pfählen und anderen Hindernissen. Auch befahl man hundert Mann mit Bogen und anderer Wehr ans Ufer. In der Stadt lagen siebzig Reiter mit Bogen, Lanzen und Spießen. Dreihundert Fußknechte versteckten sich auf der Löbern. Der Feind zog nun seinem heimlichen Plan folgend mit fünfzig Mann zur Burg, um den Junker zu belagern und zu verhindern, daß ihnen dieser Vogel entweichen möchte. Doch fielen die Zuger grausam über sie her. Die Hälfte schlugen sie in die Flucht. Von den Angreifern auf der Löbern wurden über dreißig Mann erschlagen, andere in den See getrieben oder auf der Flucht nach Steinhausen erstochen. Die von Zug verloren nur sieben Mann, fünf Fußknechte und zwei Reisige, welche Diener auf der Burg waren.

So wurde der Mordanschlag gerächt und den Angreifern das Blut selbst in die Schuhe getan. Aber Zug lud damit große Feindschaft auf sich, da der Adel seine besten Diener verloren hatte. Die Erschlagenen hatte man auf der Löbern beigesetzt, ohne Zweifel nicht als Freunde und Gönner begraben, sondern als ungetreue Übeltäter verscharrt.


Quelle: Suter, Kaspar, Kasper Suters Chronik 1541. Zug 1964, S.45