Die Nonne von Steinhausen

Es lebte einmal eine sehr gottselige Nonne. In einem der vielen Gotteshäuser des nahen Aargaus diente sie ihrem göttlichen Meister Tag und Nacht und sang zu dessen Ehre in frommer Art das kirchliche Stundengebet. Ihre Eltern waren sehr arm gewesen und führten den Familiennamen Steinhauser. Im Kloster gefiel es der Klosterfrau plötzlich nicht mehr, nicht daß sie etwa in die Welt hätte zurückkehren wollen, nein, es war ihr nur zu wenig streng. In ihrem großen Eifer wollte sie noch mehr leisten als die Obern im Kloster von ihr forderten, und so bat sie inständig, man möge sie in die Einöde ziehen lassen. Der fromme Wunsch der Klosterfrau wurde erhört und die Klosterobern erbauten ihr in der Einöde ein kleines steinernes Häuschen. In dieser engen Klause lebte sie bis zu ihrem gottseligen Ende.

Nach ihrem Tode kam ein ganz fremder Volksstamm in diese Einöde und fand das winzige Häuslein der Klosterfrau. Die Einwanderer untersuchten diese Siedlung und fanden an der Mauer den Familiennamen der Einsiedlerin eingeritzt. Deshalb nannten sie den Ort auch Steinhausen. Als der Stamm sich hier niederließ, kam noch ein anderer Volkshaufen hieher und gesellte sich zum andern und beide bildeten dann gemeinsam die hübsche Gemeinde von Steinhausen.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 52