Der Stockhüper

An der Landstraße von Sattel nach Ägeri liegt die "Schornen" mit dem Letziturm und den noch gut wahrnehmbaren Überresten der alten Landwehr der Schwy-zer. Die "Schornen" soll in früheren Zeiten zum Grundbesitz von Ägeri gehört haben.

Nur durch den frevelhaften Meineid eines gewissenlosen Mannes soll dieser Fleck Erde in den Besitz der schwyzerischen Gemeinde Sattel gekommen sein. Doch für diese meineidige Tat muß der Frevler schwer büßen. Ein hölzerner Zaun bezeichnete lange die Grenze des schwer umstrittenen Landbesitzes. Auf diesem Lattenzaun sitzt nun der Meineidige. Er trägt einen weiten, schwarzen Mantel und einen breitkrampigen Hut, der ihm fast auf die breiten Achseln herunterreicht. Man sieht daher seinen Kopf nicht recht. Der geheimnisvolle schwarze Mann sitzt nicht immer auf dem Lattenzaun, sondern er springt in wilden Sätzen von einem Marchstein zum andern und stößt bei dieser wilden Grenzjagd einen Mark und Bein durchdringenden schrillen Jauchzer aus. Dieses Jauchzen bezeichnen die Anwohner als Hupen. Der Lieblingsaufenthalt des nächtlichen Jauchzers sei auf einem kleinen Hügel, dem "Stock". Darum wurde der meineidige Zeuge im Volksmund der Stockhüper genannt.

Seit vielen, vielen Jahren ist aber der Stockhüper verschwunden, denn ein Pfarrherr habe ihn für ewige Zeiten gebannt.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 70