Die Unwetterhexe

Verena Spul aus dem Zugerbiet stund mit dem Bösen im Bunde. Der Teufel erschien ihr als flotter Bursche in grasgrünem Kleid und grauem Hut. Auf dem Hut trug er eine stolze, weiße Feder. Er nannte sich Hänslin. Einst befahl er ihr, ein böses Hagelwetter zu machen. Mit einer langen Rute mußte sie in die "Güllen" schlagen und dabei murmeln:

"Es riselet und ragelet kalde
in diesem grünen Walde."

Kaum war das letzte Zauberwörtlein gesprochen, als ein fürchterliches Hagelwetter mit großen Steinen niederfiel und auf dem Felde die köstlichen Früchte jämmerlich zerstörte.

Später befand sich die Zuger Unwetterhex mit ihrem grasgrünen Gespiel Hänslin in der Nähe des luzernischen Eschenbach auf einer Lustreise. Es war noch eine andere Hexe bei dem Bösen. Der höllische Meister sprach ihnen ein Hagelsprüchlein vor:

"Fall' Reif, Riesel und Schnee,
daß man weder Gras noch Erde seh!"

Als die beiden Hexen zum drittenmal das Sprüchlein in Tausendteufelsnamen gerufen hatten, brach ein furchtbares Unwetter über das Land herein und richtete großes Unheil an. Das geschah im Jahre 1586.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 108