Der Zaunstab

Im 13. Jahrhundert schon wurden sogenannte Schwesternhäuser auf dem Gebiete von Ägeri erwähnt. Eines von ihnen stund auf der Bogenmatt in Unterägeri. Vor mehr als hundert Jahren habe man beim Ackern dort kleine Reste der Fundamentmauern gefunden.

Die Sage erzählt nun:

Die frommen Frauen aus dem dortigen Schwesternhaus pilgerten alljährlich nach dem Heiligtum Unserer Lieben Frau im Finstern Walde. Eine besondere Vergünstigung war den wallfahrenden Frauen gewährt, denn sie konnten jedesmal trockenen Fußes, ohne Schiff, über den See pilgern. Als sie einstens müde von der Pilgerfahrt auf St. Jost ankamen, riß eine der Schwestern einen Hagstecken am Wege aus und stützte sich während dem Heimweg auf ihn. Als sie nun aber an den See kamen, wollte das Wasser die müden Schwestern nicht mehr tragen. Die Schwester, welche den Hagstecken ausgerissen hatte, kehrte zurück und brachte den Zaunstab wieder an seine Stelle. Als sie dann wieder zu ihren Begleiterinnen kam, wagten die Frauen den gewohnten Seeweg und siehe, das Wasser trug sie wieder.

Der Zaunstab war in alten Zeiten in heiliger Scheu gehalten, denn er repräsentierte das umhegte Privateigentum.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 56