Die Zuger Hex auf dem Markt

Am 23. Juli 1737 war im schwyzerischen Brunnen Nachkilbi. Auf dem bepflasterten Dorfplatz bei der Sust am See waren viele Marktstände aufgestellt und das kilbilustige Jungvolk kramte bei den verlockenden Krambuden viele schöne Sachen. Auch das Zuger Lisi Bossi war da und bot seine Waren feil, aber die jungen Mädchen verspotteten das Hutzelweibchen, das darob sehr zornig wurde und meinte: "Wartet nur, eure weißen Strümpfe müssen bald gewaschen werden!" Mit lachendem Jauchzer zogen die spottlustigen Schwyzerinnen davon und unter den bunten Trachtenjüppen guckten die weißen Strümpfe spottlustig im hupfigen Tanzschritt hell hervor. Das Lisi Bossi packte seine Siebensachen zusammen und schleppte seine Krämerware an den See, wo es einen Schiffsknecht dingte, der über den See an die Treib fahren mußte. Für seine Überfuhr wurde er gut entlöhnt und auch gemahnt, rasch heimzukehren, da bald ein böses Wetter drohe. Als er nach ruhiger Heimfahrt in Brunnen landete und ans Land stieg, fiel ein grausames Unwetter urplötzlich herein und aus den finstern Wolken strömte ein böser Gewitterregen. Der giftiggelbe Blitzstrahl fuhr in das Brunnener Kapellentürmchen und durch die Straßen wälzte sich ein brauner Gewitterbach. Die Dorfschönen, die aus dem niedern Tanzlokal flohen, mußten ihre Jüppen hochziehen und die weißen Strümpfe wurden von dem Gewitterbach sofort dunkel gefärbt. Das Zuger Lisi hatte das Unwetter geschickt und so seine Drohung an die Trachten Jungfern wahr gemacht.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 111