DIE WILDE JAGD IN DER GOTTSCHEE

1. Wir jungen Burschen waren einmal im Dorf, und da hat man ein Geheul gehört von vielerlei Tieren, Katzen, Hunden usw., und das kam bis zur Kirche (die etwas außerhalb des Dorfes steht) und ging dann wieder hinaus ins Feld. Da haben die alten Leute gesagt, das sei die Wilde Jagd ("Bilde Jochd"). Wenn man da hineinkommt in diesen Wirbel, soll man sich ins Wagengeleis legen, dann passiert nichts"; wenn ' man aber aufrecht stehen bleibt, machen sie einen kaputt. Ich weiß aber nicht, wer oder was die Wilde Jagd ist. (Schalkendorf bei Gottschee.)

2. Bei uns sagt man: "die bildai Jogkd". Man hört von weitern schießen, Hunde, Jagdhunde jagen "Jujuju!". Voraus Bären, Hasen und Füchse, nach dem Wild, sagt man, kommen die Hunde, dann die Jäger. Man sagt bei uns: wenn die Wilde Jagd kommt, soll man die Hände kreuzen, sagt man, dann tut sie einem nichts, sonst wird man tot gemacht. An dieser Stelle, wo die Wilde Jagd geht, steht ein Kreuz.

Da war mal ein Herr, der hat Wein geholt in Laschitz. Damals hat man den Wein getragen in kleinen Fässern. Es war 11 Uhr nachts, da hat die Verwandtschaft gesagt, er solle nicht mehr hinaufgehen. Da hat er gesagt, er gehe wohl, er bleibe nicht da.

(Oben in seinem Heimatdorf) da war ein Schuster im Haus, der hat da gearbeitet, das ist bei uns, unten stark Sitte. Die arbeiten bis 12 Uhr. Dann kommen andre Männer aus der Nachbarschaft dahin, das ist zur Winterszeit, dann wird da gequatscht. Da ging einmal einer heraus, da stand das Pferd von dem Mann da ohne Schwanz, es hat noch den Wein gehabt. Da gingen sie suchen, und wie sie hinüberkommen in den Wald, liegt er dort tot auf dem Weg, ganz schwarz im Gesicht, und hat den Pferdeschwanz zusammengeknüllt in der Hand. Man sagte, das hätte die "bildai Jogkd" getan. An der Stelle steht heute ein Kreuz.

Die Wilde Jagd, das sind solche Jäger, die am Sonntag während der Messe gejagt haben und die nach ihrem Tod büßen müssen. (Langenton.)

Anm.: von Gottscheer Hausierern in Bonn und Köln aufgeschrieben.


Quelle: Percht- und andere Sagen, Hans Koch, in: Wiener Zeitschrift für Volkskunde, XLII. Jahrgang 1938, I. II. Heft, S.18