Arme Seelen

Kinder aus der Seewies vergingen sich einmal im Wald. Sie kamen in die geschlagene Nacht hinein, und da sahen sie die blauen Lichter übers Moos hin und her wischen. Den Kindern wurde ängstig, sie rannten davon und kamen zu einer Klause, und dort drin kniete ein eisgrauer Einsiedel. In der Klause wuchs den Kindern das Herz wieder, sie wurden keck und deuteten mit dem Finger auf die ruhlosen Lichter und gaben ihnen allerlei Namen. Das hätte nicht sollen sein. Auf einmal stehen die Lichter vorm Fenster und schlagen so gewaltig daran, daß alles klirrt. Jetzt verrauschte den Kindern schnell der Mut, in ihrer Not krochen sie dem Einsiedel unter den Bart, er möchte ihnen um Herrgottswillen helfen. Da sagte der Eisgraue: "Gebt alle Brotbrösel zusammen und streut sie vor die Tür!" Das taten jetzt die Kinder gar eifrig, und sie speisten also die wilden Lichter, und die Lichter stillten sich und verloren sich bald und spielten wieder weit draußen überm Moos.

So tut ein armes Brotbröslein oft Wunder.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)