DIE KIRCHE VON BLUMENSTEIN

Das Kirchlein von Blumenstein ist vom Dorf entfernt. Vor alten Zeiten waren unsere Berge bewohnt; die tieferen Gegenden der Gürbe (Gekrümmtes) nach bis Seelhofen waren ein See. Besonders bevölkert war der Berg Langeneck; an der Sonnseite dieses Berges war ein schöner Rebberg gepflanzt und auf der Schattseite im Buchschwand war eine Stadt. Von dieser Stadt ist unten am See das Kirchlein von Blumenstein angelegt worden. Jeweils den zweiten Sonntag mußte ein Prediger von der Stadt hinunter an den See, um den Leuten dort das Evangelium zu verkündigen. Da zum erstenmal der ewige Jud diese Gegend bereiste, ward sie gesegnet. Das zweitemal aber verwünschte er sie wegen der Sittenlosigkeit der Bewohner zu einer unfruchtbaren Winde, und wenn er das drittemal kommen soll, wird diese Gegend zum Gletscher werden.

(Wörtlich von einem Berner: S. Stucki.)

Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858