GRYDEN

Im Simmental, eine Stunde von Boltigen, dem Dorf Weißenbach gegenüber, soll vor alter Zeit ein Dorf gestanden sein, namens Gryden, das ein reißender Bergstrom zerstört hat. Heutzutage steht noch ein einzelnes Haus auf einem verschont gebliebenen Stück Land, in diesem Dorf Gryden war nach der Sage ein Gasthof, dessen Eigentümer, namens Schild, einen Sohn hatte, der in die Fremde gegangen war. Dieser kam nach langen Jahren sehr verändert wieder in seine Heimat zurück, gab sich in Boltigen zu erkennen und ging nach Gryden zu seinen Eltern. Um diese zu überraschen, gab er sich für einen bloßen Reisenden aus. Die Eltern aber, Geld bei diesem Gast vermutend, ermordeten ihn und schafften den Leichnam fort. Jedoch wurde es ruchbar, daß der Wirtssohn wieder ins Land gekommen sei. Man fragte die Eltern, aber diese wollten von nichts wissen. Erst allmählich kamen sie zu der schrecklichen Gewißheit, daß der Ermordete ihr Sohn gewesen sei, und man sagt, daß sie darüber wahnsinnig geworden seien.

(Mündlich)

Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858