Herzenstöchterlein.

Wo bist du denn gewesen, Herzenstöchterlein?
"In der Schule bin ich gewesen, Stiefmutter mein."
Was hast du da genähet, Herzenstöchterlein?
"Lauter kleine Mützen, Stiefmutter mein."
Was hast du da gegessen, Herzenstöchterchen mein?
"Lauter kleine Auerpfeffer, Stiefmutter mein."
Wo ließest du denn die Knochen?
"Die gab ich meinen Hunden."
Wo ließest du die Hunde?
"Die starben all in einer Stunde."
Was wünschest du denn deinem Vater?
"Einen goldnen Stuhl im Himmel."
Was soll darüber schweben?
"Lauter kleine Engel."
Was wünschst du denn deiner Schwester?
"Alle meine Kleider."
Was wünschst du denn deinem Bruder?
"All mein Gold und Silber."
Was wünschest du denn deiner Stiefmutter?
"Einen hölzernen Stuhl in der Hölle."
Was soll darüber schweben?
"Lauter kleine Flammen."
Was wünschst du dir denn selber?
"Daß ich sterben möge."
Was soll denn über deinem Grabmal stehen?
"Hier ruht des Königs Tochter ganz allein."


Quelle: Macht auf das Tor! Alte deutsche Kinderlieder, Maria Kühn, Königstein im Taunus und Leipzig 1921, S. 55
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Werner Haas, Dezember 2005.
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