Anganesagen
Ein junger Bursche fuhr oft in einen Wald um Holz. Dort fand er immer drei junge schöne Eguane und so oft er mit dem beladenen Wagen zurückfuhr, sezten sie sich auch darauf und begleiteten ihn fast bis zu seinem Hause. Die jüngste gefiel ihm so, dass er sich in sie verliebte und sie gerne zum Weibe gehabt hätte. Er ging zu einer Alten und fragte sie um Rath. Diese lehrte ihn, sobald die drei Hexen das nächste Mal wieder mit ihm führen, sollte er, bevor sie abstiegen, sagen:
"Ji biso ciaro
La più bella resti sul carro!"
(d. i.".... die Schönste soll auf dem Karren bleiben").
Der Bursche that so, die jüngste blieb zurück und er heiratete sie. Sie bekamen auch Kinder und sie war eine wackere stille Frau. Nach Jahren hörte sie einmal rufen: Komm, Tarandina, denn der Tarandone liegt auf der Bahre!" Das sollte bedeuten, dass sie in ihr früheres Heim zurückkehre, weil ihr Vater gestorben sei. Da verschwand sie aus dem Hause und ward nie wieder gesehen. (Ronchi bei Borgo.)
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Ein Ziegenhirt von Pregossi war einst am Abhange eines Berges dort, wo heute der Ronco Cagnolo ist, als er bemerkte, wie seine ganze Herde unter einem Steine hineinging und dort verschwand. Er ging ihnen nach und kam zuerst in eine Höhle, dann in einen wunderschönen Garten voll Blumenduft. Da kam ein schönes Fräulein, eine Enguana und führte ihn zu vielen andern schönen Fräulein, die luden ihn zum Essen ein und fragten ihn dann, ob er nicht als Gärtner bei ihnen bleiben wolle. Er sagte zu und blieb. Nach einigen Wochen aber kam ihm das Heimweh, er nahm Abschied und ging nach Hause. Da fand er alles verändert und kannte zu seinem grossen Erstaunen keinen Menschen mehr. Endlich kam eine Alte, die sagte: Aber wo bist du doch gewesen - ich suche dich schon seit zweihundert Jahren?" Da nahm sie ihn hei der Hand und er fiel todt um; denn die Alte, die ihn so lange gesucht hatte, war der Tod (la morte)!
Quelle: Chrsitian Schneller, Märchen und Sagen aus Wälschtirol, Innsbruck 1867, S. 215
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Helene Wallner, 2007.
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