Die menschenfressende Spinne

Als Email-Scherz ist zur Zeit folgender Text und Bild im Umlauf:

"Menschenfressende Spinnen"

Sie laufen 10 Milen/Stunden, springen 1.5 Meter, sind nachtaktiv, kommen also nur in der Nacht oder im Schatten hervor. Wenn sie dich beissen, wirst du unverzüglich betäubt. Du spürst also nicht einmal wenn du im Schlaf gebissen wirst, es kann also passieren dass du in der Früh aufwachst und dir Teile deines Armes oder Beine fehlen, weil sie die ganze Nacht über an dir genagt haben. Tagsüber verstecken sie sich im Schatten, also sei auf der Hut, denn sie könnte auch deinem Schatten folgen!

P.S. Die untere Spinne frisst gerade die obere. Das sind Spinnen, die täglich im Irak von Truppen gefunden werden. Stell dir vor du wachst eines Morgens auf und so eine Spinne sitzt in deinem Zelt!

Menschenfressende Spinne, Bildquelle: Email-Zusendung, Urheber unbekannt

Die "menschenfressende" Spinne
Bildquelle: Email-Zusendung, Urheber unbekannt

Quelle: Email-Zusendung von Evelyn Grobbauer, 23. April 2004.

Anmerkung: bei dem Foto ist nicht klar, ob es sich um eine Fälschung handelt. Am wahrscheinlichsten ist eine falsche Proportion dadurch, dass die Tiere zu nahe an das Objektiv gehalten wurden! Sogenannte "Kamelspinnen" sind den abgebildeten Spinnen ähnlich, jedoch wesentlich kleiner und mit harmloseren Eigenschaften.
Details in Englisch: www.snopes.com: Camel Spider

SPIEGEL ONLINE schreibt am 24. Mai 2004 im Artikel "Monsterspinnen ängstigen US-Soldaten" von Markus Becker ua.:

... "Diese beiden [Kamelspinnen] sind die größten, die ich jemals gesehen habe", heißt es in einem Diskussionsforum. "Mit einem Sprung, der einen Profi-Basketballer vor Neid weinen ließe (sie müssen schließlich einem Kamel an den Bauch springen können), klammern sie sich fest und injizieren ein Betäubungsmittel, damit man nicht spürt, wie sie einen anfressen. Sie fressen Fleisch und saugen nicht deine Säfte aus wie eine normale Spinne."

Weiters wird der Fachmann Martin Kreuels von der Arachnologischen Gesellschaft Deutschland zitiert:

"Das aggressive Raubtier schnappe sich Insekten, Eidechsen, Ratten und - "wenn es ganz besonders gut drauf ist" - auch mal einen Vogel. Der Name Kamelspinne rührt wahrscheinlich daher, dass die Spinne oft in der Wüste und angeblich auch in Sandstürmen gesichtet wird. Menschen hätten lediglich den "Schreckbiss" zu fürchten, wenn sie die Kamelspinne in die Enge trieben oder sich an den Kokons mit den Eiern zu schaffen machten. Zudem sei das Tier, das nicht zu den "echten" Spinnen, sondern den Walzenspinnen ("Solifugae") gehört, nur schwach giftig. "Ein Mensch hätte höchstens ein paar Tage Übelkeit zu befürchten"".


Thorsten Schneyer
schreibt am 12. Jänner 2005:

Als erfahrender Halter von Vogelspinnen und mit einer gewissen Allgemeinbildung über Spinnen bewandert, gebe ich den Stimmen recht, die verlauten lassen daß es sich hier um Walzenspinnen ("Camel spiders") aus der Gattung solifugae handelt.

Daran ist jedoch nichts ungewöhnlich oder monströs, die Tiere sind der Wissenschaft nicht nur seid Jahrzehnten gespannt, man findet sie auch des öfteren in Zoos und den Händen privater Halter.

Das die beiden Tiere von den Soldaten in solch beunruhigender Pose fotografiert wurden, liegt zum einen daran, daß einige Arten wirklich recht groß werden. Außerdem wurden die Beiden ziemlich nah an die Kamera gehalten werden, und zu guter Letzt: Walzenspinnen sind krasse Einzelgänger. Zwingt man sie mit Gewalt zu ihresgleichen, entwickeln die armen Tiere eben Stress und verbeißen sich wild ineinander.

Das Suchwort "solifugae" unter google.com fördert zahlose Artikel und Bilder dieser eindrucksvollen Tiere zutage. Auch stimmt es, daß es sich nicht um echte Spinnen sondern um eine eigene Gruppe innerhalb der
Spinnentiere handelt. Walzenspinnen verfügen über keinerlei Giftdrüsen, sind also sind ungiftig, können allerdings mit ihren kräftigen Chelizeren hart zubeissen, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie zeigen sich durch Schnelligkeit, Aggresivität und ansonsten duch eine eher versteckte Lebensweise aus.

Auf alle Fälle sind sie für den Menschen harmloser als jeder Pudel.