MAFIA IN MERAN ? - MAFIA IN MERANO?
Variante I:
Mein Vater hat ein Geschäft unter den Lauben in Meran. Einmal erzählte der Vater, daß jemand von den M.s in das Geschäft des Nachbarn gekommen sei, der wollte sein Geschäft aber gar nicht verkaufen. Jedenfalls haben sie ihm sehr viel Geld geboten, wenn er ihnen sein Geschäft dennoch verkaufen würde. Dabei haben sie einen Koffer voller Geldscheine mitgehabt. Den haben sie vor den Augen des Nachbarn geöffnet.
Variante II:
Da gibt es eine Verkäuferin in einem der Geschäfte von M. Die hat gekündigt, weil es ihr dort nicht ganz geheuer war. In dem Geschäft war eigentlich nie viel los, da wurde also nicht viel eingekauft. Jeden Tag nach der Mittagspause hat sie aber einen größeren Geldbetrag, 20 oder 50 Mil. Lire in die Kassa eingetippt gefunden. Diesen Betrag hat sie dann jeden Tag auf der Bank einzahlen müssen.
Variante III:
Die Tante einer Freundin besitzt in Meran einen Blumenladen. Neben diesem Laden haben vor einiger Zeit zwei junge Italiener, ein Pärchen, eine Modeboutique aufgemacht. In diesem Geschäft ist, so sagt die Tante, die ja das Geschäft nebenan hat, eigentlich nie viel los. Außerdem hat die Tante beobachtet, daß die Lieferungen für diese Boutique immer in der Nacht erfolgen. Nun haben diese jungen Leute aber nicht nur das ganze Haus, in dem sich ihr Geschäftslokal befindet gekauft, sondern auch noch ein großes Lagerhaus außerhalb der Stadt.
Quelle: Von Marocchini und Mafiosi, Zwei Beispiele
zum erzählerischen Umgang mit Fremden und Außenseitern in Südtirol,
Ingo
Schneider, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde,
Band XLVIII/97, Wien 1994, 225 - 253
MAFIA IN MERANO?
variant I:
My dad is the owner of a shop underneath the arbors of Merano. One day, he told me that somebody from the mafia had visited the shop of our neighbor who was not at all interested in selling his shop. Nevertheless, they offered him loads of money for the selling of his shop. They had a suitcase full of bills with them, which they opened in front of the neighbor's eyes.
variant II:
There was this saleswoman in one of Merano's shops who quit her job because she had an uneasy feeling about this place. There was not much going on in this shop; hence not much was being sold. But each day after lunch she found a large amount of money, 20 or 50 million lire, typed in her cash register. Each day she had to pay this amount into the bank account.
variant III:
The aunt of a friend is the owner of a florist's in Merano. Next to her shop, a couple of young Italians opened a fashion shop some time ago. According to the aunt, there was never much going on in this shop next door. Besides, the aunt observed that deliveries for this shop always came at night. Not only did these young folks buy the entire house which locates their shop but they have also bought a big warehouse outside town by now.
source: Ingo
Schneider, "Von Marocchini und Mafiosi. Zwei Beispiele zum erzählerischen
Umgang mit Fremden und Außenseitern in Südtirol," Österreichische
Zeitschrift für Volkskunde vols. XLVIII/97 Vienna 1994: 225-253.
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