Die Mahlerkurve
Während meines Zivildienstes bei der Rettung erzählte mir ein Patient, ein ehemaliger Wirt aus der Region, über einen Baron:
Der Patient erzählte, daß der alte Herr
Baron von den Sowjets nach 1945 erschossen wurde, da er aus einem alten
russischen Adelsgeschlecht stamme. Sein mehrere hundert Hektar fassendes
Gut wurde von der ganzen Familie allerdings schon teilweise zuvor verspielt.
Nach dem Tod des alten Baron wurde ein Gutsverwalter bestellt, der beinahe
alle Rechte eines Kurators hatte.
Dieser, Herr Mahler, war ein tüchtiger Mann, der innerhalb von zwei
Jahrzehnten alle verspielten Gründe wieder zurückkaufen konnte.
Der Gutsverwalter war in der ganzen Umgebung sehr angesehen für seinen
Geschäftssinn, auch wenn er später einen sehr schweren Schicksalsschlag
hinnehmen mußte.
Die Gemeindestraße zwischen Kdorf und Hsee wurde nämlich in
den Siebziger Jahren neu gebaut. Dabei sollten auch die früheren
Kurven begradigt werden, die sich für die immer schneller werdenden
Autos als Todesfallen entpuppten. Herr Mahler jedoch weigerte sich, für
die gefährlichste Kurve der Strecke Gründe zu tauschen.
Den Argumenten der Baubetreiber entgegnete er, daß sich auf dieser
Kurve ohnehin nur Idioten "dasteßen" würden, um die
es nicht weiter schade wäre. Vielleicht wollte er auch nur einfach
mehr Geld für den Grundtausch, jedenfalls wurde die Kurve nicht entschärft.
Ein halbes Jahr danach gab es auf dieser Kurve den ersten Verkehrstoten.
Der Sohn von Herrn Mahler dürfte mit seinem Pkw zu schnell in die
Kurve gefahren sein und prallte gegen einen Kirschbaum. Obwohl der Gutsverwalter
später einem Grundtausch und damit einer Entschärfung einwilligte
wird sie von den Einheimischen immer noch "Mahlerkurve" genannt.
Variante:
In Absam (Tirol), auf der Zufahrt zur Andreas-Hofer-Kaserne von Osten
her, gibt es die "Wunderl"-Kurve. Dort ist so um das Jahr 1988
der (damals) Wachtmeister Franz W. mit seinem Privatauto (ob eisig, oder
zu schnell?) von der Strasse angekommen und den Hang heruntergekollert.
Er blieb angeblich unverletzt.
Franz W. ist einige Jahre später tödlich verunglückt, und zwar beim Burgenlandeinsatz von einem Beobachtungsturm gestürzt.
Quelle: E-Mail-Zusendung von
Arno
Nowak 8. März 2003, Erzähler,
Betroffene und Orte sind anonymisiert.
Quelle Variante: Email-Zusendung von Georg
Bergsteiger, 10.März 2003.