DIE OMA UND DAS FAX
Zum Postamt Neulengbach (Niederösterreich) kam kürzlich eine ältere Dame. Ihr Enkel in Tirol hatte am gleichen Tag Geburtstag, und sie hatte vergessen, den Glückwunschbrief rechtzeitig abzusenden. Sie hatte den Brief dabei und erkundigte sich bei dem Schalterbeamten, ob es eine Möglichkeit gebe, daß ihr Enkel den Brief noch am gleichen Tag erhalte. Das gehe leider nicht, erklärte ihr der Postbeamte, aber er schlug vor, das Schreiben aus dem Kuvert zu nehmen und per Fax nach Tirol zu übermitteln. Dann könne es der Enkel sofort lesen. Er ließ das Schreiben durch das faxgerät laufen. Darauf holte die Oma eine 500-Schilling-Banknote aus dem Kuvert: als Geburtstagsgeschenk für den Enkel. Der Postbeamte ging spaßeshalber darauf ein und steckte den Geldschein ebenfalls in das Faxgerät. Er lief durch und kam wieder heraus. Der Beamte flachste: "Sehen Sie sich das an: der will das Geld nicht nehmen. Er schickt es wieder zurück !" Die Oma ganz gerührt: "Der Bub ist ja so bescheiden. Aber jetzt stecken Sie's nochmal rein. Er soll's nehmen !"briefliche Mitteilung von Michael Nöhrig, 38, Fahrschullehrer in Wien, vom 4. September 1995 an Rolf Wilhelm Brednich. Seine "Wandersage mit Herz" hat er von dem Postbeamten in Neulengbach, der zunächst angegeben hatte, die Geschichte selbst erlebt zu haben, auf Nachfrage später aber zugab, daß er sie von einem Kollegen gehört habe.
Quelle: Die Ratte am Strohhalm, Allerneueste sagenhafte
Geschichten von heute, Rolf Wilhelm Brednich, München 1996, Seite
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