IM LEICHENHAUS ERWACHT

Die folgende Begebenheit hat sich in Vöcklabruck tatsächlich ereignet, taucht aber in Variationen andernorts als moderne Sage auf.

An einem Sonntag Nachmittag in den frühen sechziger Jahren wird Herr Gustl auf der Strasse von Vöcklabruck nach Regau als Fussgänger von einem Motorrad niedergefahren. Der Motorradfahrer kommt dabei ebenso zu schwerem Sturz.

Die bald eintreffende Rettungsmannschaft findet den leblos erscheinenden Gustl und hat alles zu tun, den Motorradfahrer zu versorgen. Sie ordert bei der Rettungszentrale zur Totenbeschau den diensthabenden Amtsarzt. Die Rettungszentrale kann diesen aber im Augenblick nicht ausfindig machen und schickt daher das Bestattungsunternehmen, welches Gustl gleich in einen Sarg bettet und in die Leichenhalle der Kirche Maria Schöndorf führt.

Wenig später erwacht Gustl von seiner Gehirnerschütterung, öffnet den Sarg, wundert sich über die Umgebung und geht unbeschwert nach Hause.

Herr Gustl ist erst kürzlich "wirklich" verstorben. Er hatte seine Leichenhaus - Episode immer gerne erzählt.

Aufgrund dieser Begebenheit gab es in Vöcklabruck noch viele Jahre bei der damals zuständigen Post (heute: telekom) Ansuchen um Montage von Telefonen in Familiengrüften oder zumindest in der Leichenhalle.
Diese Ansuchen wurden ausnahmslos abgelehnt.

Quelle: mündliche Erzählung an den Autor. Mehrfache unabhängige Zeugen- und Wahrheitsbestätigungen.
© Wolfgang Morscher