BEIM FENSTERLN KASTRIERT
In manchen Gegenden Österreichs wird unter "Fensterln"
der Brauch verstanden, wenn balzwütige Männer etwa über
eine Leiter in der Nacht an das Fenster der Angebeteten klopfen.
Wenn es auch schwierig nachzuvollziehen ist, daß die auf diese Weise
erschreckte darauf die erhofften Zusagen macht, ist dieser Brauch und
damit verbundene Unfälle, etwa umstürzende Leitern, Rache im
Dorf etc. in der Literatur dokumentiert. (vgl. Dokumentation: Fensterlen
und Gass'lgeh'n)
Eine neuzeitliche Variante mit tragischem Ausgang wurde dem Autor geschildert:
In einem Tiroler Tal hatte ein Jugendlicher mit seinen Freunden Abends durchaus etwas Alkoholgenuss. Auf seinem Heimweg hatte er noch das Bedürfnis, bei seinem Schwarm noch "fensterln" zu gehen.
Er brauchte auch gar keine Leiter, denn beim Haus seiner Angebeteten
gab es eine hohe bepflanzte Garage, auf deren Dach er zwar geräuschvoll,
aber problemlos kletterte. Vom Garagendach zum Fenster der Angebeten wäre
es nicht mehr weit gewesen.
Dummerweise war im Haus der Hund laut bellend auf ihn aufmerksam geworden
und da hörte er auch schon den Vater seiner Angebeteten laufen und
laut rufen.
Fensterln,
Gemälde im Volkskunstmuseum
Innsbruck
Um diese, höchst peinliche, Konfrontation zu vermeiden, schließlich
ist es ja nur ein kleines Dorf, beschliesst er den raschesten Rückzug
und springt vom hohen Garagendach auf die Wiese zur schnellstmöglichen
Flucht.
Doch just in diesem Augenblick hatte der besorgte Haushüter die beiden Flügeltore der Garage von innen kommend aufgestossen, und der Jugendliche landet anstelle der Wiese exakt auf einem der Flügeltore zwischen den Beinen.
Neben dem kompliziertem Rettungseinsatz, bei dem das halbe Dorf aufgewacht ist, hatte er sich selbst kastriert.
Quelle: mündliche Erzählung an den Autor, Erzähler und Betroffene sind aus Persönlichkeitsschutzgründen anonymisiert.