SAFTIGE BIRNEN
In einem kleineren Dorf im Oberinntal gab es vor etwas längerer
Zeit einen ziemlich urigen Leichenbestatter, dessen Einzugsgebiet viele
der umliegenden Gemeinden umfaßte. Meine Großmutter erzählte
mir über ihn folgende Geschichte, die sie jedoch auch nur von einer
Bekannten gehört hatte:
Der Leichenbestatter war neben seinem Hauptgewerbe im Sommer vor allem
dafür bekannt, die besten Birnen weit und breit aus seinem Obstgarten
zum Verkauf anzubieten. Die Hausfrauen rissen ihm die Früchte quasi
aus den Händen und es verging kaum ein Jahr, in welchem er nicht
in kürzester Zeit seine gesamte Ernte verkauft hätte. Eines
Tages lieferte er eine größere Menge Obstes an ein örtliches
Wirtshaus. Die Wirtin hielt sich zufällig im Hof auf, als der Leichenwagen
- weitum bekannt - in ihre Einfahrt bog. Der Besitzer des selbigen öffnete
beschwingt und frohen Mutes die hintere Klapptür des Kleinlasters,
stieg hinein, öffnete den Mehrweg-Sarg, den er für den Transport
der Frisch-Verstorbenen immer dabei hatte und begann der verdutzten Wirtin
daraus fröhlich pfeifend die ersehnten Früchte zu reichen......
Nachdem sich diese Episode in den Dörfern verbreitet hatte, fand
die Birnen-Begeisterung ein jähes Ende. Der Wirtin, die sich entsetzt
zu ihrem Mann in die Küche geflüchtet hatte, soll er nachgerufen
haben:
"Auch DU wirst eines Tages hier drinnen liegen!".
Quelle: E-Mail-Zusendung von Katja
Wilhelm, 03. Dezember 2001