Der schurkische Kuno von Drachenfels
Auf der Traditions-Volksschauspielbühne im "Bierstindl" in Innsbruck wird seit 1951 das Volksstück "Der schurkische Kuno" aufgeführt. Das "erschröckliche" Ritterstück mit 9 Mitwirkenden und 10 Toten ist fixer Bestandteil der Innsbrucker Kultur.
Dieses Volksschauspiel, schon Legende an sich an diesem Spielort, wird besonders aufgewertet, durch eine ergreifend spannend inszenierte Köpfung des Hauptdarstellers mittels schaurig großem Henkersbeil am Ende der Darbietung.
Obwohl die Köpfung des eigentlichen Hauptdarstellers vermutlich nicht real erfolgt, oder auch möglicherweise gerade deshalb (?), wird erzählt, daß das Publikum um Wiederholung der Köpfung ("Noamol") applaudiert.
Bei einer durchschnittlichen Köpfungsfrequenz von 2 - 3 Pro Aufführung haben bei zwischenzeitlich mehr als 1000 Aufführungen auch schon an die 3000 Besucher ihren Kopf verloren.
Es wird erzählt, daß durchaus mehr als ein Dutzend Wiederholungen der Köpfung vom Publikum verlangt werden.
Werbeplakat "DER SCHURKISCHE KUNO"
"Ein "schaurig schröckliches" Ritterstück",
Plakatwand in
Ellbögen (Wipptal, Innsbruck Umgebung)
© Berit
Mrugalska, 11. März 2005
Ergänzung von Max Siller, 15.August 2002:
Die Aufforderung zum abermaligen Köpfen des schurkischen Kunos von
Drachenfels lautete nach meiner Erinnerung aus Studentenzeiten (Anfang
der 70er Jahre): "nou amål!" ('noch einmal!'). Bisweilen
brüllte der
ganze Saal: "nou amål!" Das Stück wurde auch bei
anderen Passagen "interaktiv", insofern als Zuschauer immer
wieder laute Kommentare hineinschrien und die SchauspielerInnen (eventuell
in Versform)
darauf reagierten.
Ergänzung von Hanno Zanier, 28.Oktober 2002:
Während meiner Studienzeit besuchte ich mit einer Blasn
von Kollegen erstmals eine Aufführung im Bierstindl: die Vorstellung
war halb mit Einheimischen, halb mit Ossis besetzt. Zunächst wurde
die Burg beschossen, wobei bei einem Bühnenfenster eine Kegelkugel
mir den drei markanten Löchern für die Finger
hereingeworfen wurde. Dann wurde ich im Dunkeln, anlässlich eines
Marsches durch einen fiktiven Gang als "Geischt, a ganz besonders
Schiacha" ausgeleuchtet. Als dann der Hauptdarsteller - schon leicht
eluminiert - auf den Kirschen, die er drehbuchgemäß zur Beruhigung
zunächst mit einem Faustschlag auf den Tablettrand auf den Bühnenboden
beförderte, wenig später darauf ausrutschte und auf den Bretterboden
donnerte, lagen alle, auch die deutschen Gäste, die bis dahin nicht
viel verstanden haben konnten, endgültig lachend unter den Sesseln.
Quelle: mündliche Erzählung an den Autor.
© Wolfgang Morscher