DER SCHUH MIT DEM KNOCHEN IM BUNKER IN DER
REITHMANNSTRAßE
Als wir Kinder waren, da haben wir oft im sogenannten "Bunker" gespielt. Der Bunker verzweigte sich südwestlich vom Reithmanngymnasium, dort wo heute ein bräunliches Wohnhaus steht. Der Bunker war ein in den Boden gebautes System aus Räumen, die von Betonwänden umgeben waren. Darüber wucherten Sträucher, Wiese, Hollerbäume, so daß man die ganze Stätte als braches Feld anschauen hätte können.
Flakstellung im 2. Weltkrieg, Innsbruck,
auf den unverbauten Pradler Wiesen
Im Hintergrund Wohnblöcke und die Nordkette
© Stadtarchiv Innsbruck, Ph-18804
Wir Kinder aber haben die Löcher, die Einstiege in den Bunker gefunden. Drin war es stockdunkel, oder zumindest halbschattig. Wir hatten entsetzliche Angst davor, nie mehr wieder die Sonne über der Reichenau zu erblicken. Im Bunker nämlich, da wohnten böse Leute, "Rattler", wie wir sie nannten. Aber es waren keine gewöhnlichen Rattler, nicht so harmlos wie die "Steiner" oder die "Bockeler". Hier wohnten die Schlimmsten von allen, niemand hatte sie je gesehen und dennoch ging die Sage um von ihnen, sie hießen "Retschatschegga" und als Zeichen ihrer Grausamkeit soll es im Bunker einen Raum gegeben haben, in dem man einen Schuh sehen konnte, aus dem ein Knochen ragte. Bestimmt die Reste eines ihrer Opfer.
Bocksiedlung in der Reichenau,
Innsbruck 1947-1960, - landwirtschaftliche Nutzung
© Stadtarchiv Innsbruck Ph/G-11712
In den frühen 80er Jahren wurde der Bunker dann beseitigt, sehr zum
Leidwesen von uns Kindern. Es war trotz aller Furcht vor dem wüsten
Ort ein herrlicher Spielplatz.
Quelle: E-Mail-Zusendung von Thomas
Arbeiter am 15.02.2002
Vergleiche auch: Der
Bunker in Kagran aus Wien.