Heimfahren - Auto vertauscht?
Wohl eine der köstlicheren Sagen der Gegenwart
wurde 1983 im österreichischen Radio Ö3 erzählt:
Im Oktober 1983 gab es die großartige Sendung "Ö3-Nachtexpress", die täglich von Mitternacht bis 1.00 dauerte und vom Schauspieler und Moderator Frank Hoffmann unter Auswahl hervorragender Musik ausgestrahlt wurde.
Frank Hoffmann erzählte in dieser Sendung von einer Geschichte, die er selbst gehört hatte, die er aber wegen deren Vergnügungsfaktor nicht dem Hörer vorenthalten wollte:
Es war an einem Samstag-Abend
als ein Lokalbesuch gar fröhlich lange dauert. Zu später Stunde
peinigt den weisen Trinker die Einsicht, daß die Heimfahrt mit dem
Auto über 20 Kilometer doch ganz schön gefährlich werden
könnte.
Also beschließt er, über die Autobahn heimzufahren, schließlich
gibt es dort ja keine Polizeikontrollen, wie etwa auf der Bundesstraße.
Nach einigen Kilometern auf der Autobahn doch plötzlich eine winkende
rote Leuchte! Der Betrunkene bremst, kurbelt das Seitenfenster herunter
und meint nun, der Führerschein sei verloren und alles weitere auch.
Der Polizist meint lediglich, da weiter vorne sei eben ein schrecklicher Unfall passiert, er möge doch vorsichtig vorbeifahren.
Also langsam die Unfallstelle passieren. Doch durch den Rausch etwas ungehemmt, könne er ja stehenbleiben und sich die Sache ja ein bischen ansehen. Anschliessend fährt er nach Hause.
Zwei Stunden später läutet es an seiner Haustüre.
Die Frau des Trinkers öffnet die Türe und begegnet zwei uniformierten Polizisten. "Ob denn ihr Mann zu sprechen sei?" fragen diese. Die Frau, wohlwissend, daß ihr Mann nach starkem Alkoholkonsum unterwegs war, sagt, "Nein, mein Mann hatte heute Nacht einen Herzinfarkt und der Arzt hat ihm absolute Ruhe verschrieben!".
"Kein Problem" erwidern die Polizisten, "aber können wir wenigstens sein Auto sehen?"
Da denkt sich die Frau, dagegen sei ja wohl nichts einzuwenden und öffnet die Garagentüre: das Auto war das Gleiche, nur hatte es zwei blaue Lichter darauf.
Quelle: ORF Radio
Ö3, Frank Hoffmann in der Sendung "Ö3 Nachtexpress",
Oktober 1983
Aus technischer Sicht muß hinzugefügt werden, daß zu
diesem Zeitpunkt die Automarke "VW-Golf" sehr verbreitet war,
und weisse Wagen dieser Marke sowohl bei der Exekutive, als auch im Privatbereich
durchaus üblich waren.
Diese Sage hat der Autor unter anderem deshalb besonders beobachtet, weil ein paar Stunden später bei einer Vorlesung in einem Hörsaal der Universität Innsbruck, während der Wartezeit auf den unpünktlichen Professor, die Erzählung an verschiedenen Hörsaalorten und deren Varianten zitiert wurde.
Frank Hoffmann's Popularität in Österreich war zu dieser Zeit sehr groß, da er von 1975 bis 1994 die Sendung "TRAILER" jeden Samstag im Vorabendprogramm des ORF moderierte, bei der es neben seinen köstlichen Kommentaren zu manchen Filmen auch einen wertvollen Gewinn gab (Zitat: "Die Gewinnerin einer Wochenendflugreise nach Rom ist Anna Huber aus Wien."). Interessant war dabei auch zu beobachten, daß er den Namen des Gewinners auf der Postkarte anfangs lässig sitzend am Knie haltend vorlas, später immer näher zum Auge und in den letzten Folgen doch mit Brille.
Variante:
Der Gemeindearzt eines österreichischen Dorfes fuhr in alkoholisiertem Zustand mit seinem PKW vom
Heurigen nach Hause, als er an einer Unfallstelle vorbeikam, wo gerade die
Gendarmerie mit den Arbeiten der Unfallaufnahme beschäftigt war.
Pflichtbewusst stieg er aus und bot seine Hilfe als Arzt an. Der Gendarm
bemerkte sofort den Zustand des Arztes und da keine Verletzten (mehr?) an
der Unfallstelle waren, hieß er ihn, ins Auto zu steigen und vorsichtig
und langsam nach Hause zu fahren.
Am Ende der Unfallaufnahme wollten die Gendarmen zurück zu ihrer Dienststelle, doch ihr Gendarmerieauto war nicht aufzufinden. Stattdessen stand der PKW des Arztes da, zum Glück mit steckendem Schlüssel. Kurz darauf wurden die Gendarmen bei der Frau des Arztes vorstellig und baten darum, einen Blick in die Garage werfen zu dürfen ...
Quelle: E-Mail-Zusendung von Ralph, 25. Dezember 2007
Vergleiche auch: "Weisser
Golf?" aus Deutschland.