Der Raub der Saliera
Die Reaktionszeit der österreichischen Post (Philatelie) auf aktuelle Ereignisse ist beachtlich:
Am 11. Mai 2003 wurde um 3.55 Uhr aus dem Wiener Kunsthistorischen
Museum das Salzfaß von Benvenuto Cellini, genannt "Saliera,
aus einer Glasvitrine gestohlen.
Die "Saliera" gehört zu den bedeutendsten Kunstwerken der
Renaissance, ist das einzig erhaltene Werk von Benvenuto Cellini (*1500
Florenz, 1571) und stellt ein unersetzbares Werk der Kunstgeschichte
dar.
Schon wenige Minuten später - um 4.00 Uhr war ein Sonderpostamt im Museum eingerichtet, das 750 Stück der Saliera-Briefmarke (Ausgabe: 22.3.1971) mit einem Sonderstempel (genaugenommen: OT-Stempel) versah:
Briefmarkenblatt Benvenuto Cellini Saliera
1540/45
3,50 S, Republik Österreich 1971
Sonderstempel 11. Mai 2003, 4 Uhr (morgens)
Sammlung Morscher
privat
Es ist zudem bis heute ungeklärt,
ob der Täter auch ein Exemplar des Sonderstempels bei diesem
kurzfristig eingerichteten Sonderpostamt erstanden hat?
Quelle: mündliche Erzählung von E.H. am 8. Juni 2003
Am 21. Jänner 2006 hat sich der Täter den Behörden gestellt, die Skulptur "Saliera" wurde in einem Wald in mit dem bezeichnenden Namen "Schatzbichl" in der Ortschaft Brand (Gemeinde Waldhausen) im Waldviertel, Niederösterreich in einer Kiste wohlbehalten ausgegraben.
Findige Köpfe überlegen, am Fundort eine Tafel aufzustellen, als Ziel einer "Saliera"-Wanderung. In regionalen Gasthaus werden schon "goldbraune 'Saliera'-Laibchen mit Knoblauchsauce" um 6,50 Euro angeboten. "Kartoffel, Karotten, Eier sind auch drinnen", erklärt die findige Wirtin das Rezept.
Kommentar:
Über die Zusendung
eines aktuellen Fotos des Kunstgegenstandes zur Dokumentation würden
wir uns sehr freuen!
Sonderpostmarke
Kunstschätze in Österreich (Plastik und Kunstgewerbe)
Ausgabe: 22. 3.1971
Aus der Zusammenfügung der alten Kaiserlichen Schatzkammer und der
Ambraser Sammlung entstand im 19. Jahrhundert zuerst die "Sammlung
kunstindustrieller Gegenstände" und schließlich die Sammlung
für Plastik und Kunstgewerbe. Ihre Unterkunft erhielt sie im Kunsthistorischen
Museum.
Das Markenmotiv der dritten Sonderpostmarke aus der Serie Kunstschätze
in Österreich (Plastik und Kunstgewerbe) zeigt die "Saliera",
ein fürstliches Tafelgerät, nämlich ein Salzfass.
Die ganze Darstellung des Salzfasses ist eine Allegorie der irdischen
Welt: Es sind in der Gestalt von Tellus und Neptun die Erde und das Meer
dargestellt, und in diesen göttlichen Gestalten zugleich auch der
Mensch. Dann die Tiere, die Früchte und die Blumen der Erde und die
Lebewesen der Meere, sodann die vier Winde, die die räumlichen Dimensionen
des Erdkreises andeuten, und schließlich die vier Tageszeiten. In
künstlerischer Hinsicht ist die "Saliera" von Benvenuto
Cellini eines der vollkommensten Meisterwerke der Goldschmiedekunst der
Renaissance.
Der Täter ist über das an der Außenfassade errichtete
Gerüst an der Lastenstraße in den ersten Stock gelangt und
hat die Fenster und dann die Vitrinenverglasung zerschlagen.
Der Diebstahl wurde am 21. Jänner 2006 aufgeklärt, nachdem sich der Täter auf Grund eines Fahndungsfotos selbst gestellt hatte.