DAS EIGENSINNIGE KIND
Es war einmal ein Kind eigensinnig und tat nicht, was seine Mutter haben
wollte. Darum hatte der liebe Gott kein Wohlgefallen an ihm und ließ
es krank werden, und kein Arzt konnte ihm helfen, und in kurzem lag es
auf dem Totenbettchen. Als es nun ins Grab versenkt und die Erde über
es hingedeckt war, so kam auf einmal sein Ärmchen wieder hervor und
reichte in die Höhe, und wenn sie es hineinlegten und frische Erde
darüber taten, so half das nicht, und das Ärmchen kam immer
wieder heraus. Da mußte die Mutter selbst zum Grabe gehen und mit
der Rute aufs Ärmchen schlagen, und wie sie das getan hatte, zog
es sich hinein, und das Kind hatte nun erst Ruhe unter der Erde.
Quelle: Kinder- und Hausmärchen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), 1812-15, KHM 117