DER GOLDENE SCHLÜSSEL
Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, mußte ein armer
Junge hinausgehen und Holz auf einem Schlitten holen. Wie er es nun zusammengesucht
und aufgeladen hatte, wollte er, weil er so erfroren war, noch nicht nach
Haus gehen, sondern erst Feuer anmachen und sich ein bißchen wärmen.
Da scharrte er den Schnee weg, und wie er so den Erdboden aufräumte,
fand er einen kleinen goldenen Schlüssel. Nun glaubte er, wo der
Schlüssel wäre, müßte auch das Schloß dazu
sein, grub in der Erde und fand ein eisernes Kästchen. »Wenn
der Schlüssel nur paßt!« dachte er. »Es sind gewiß
kostbare Sachen in dem Kästchen. « Er suchte, aber es war kein
Schlüsselloch da, endlich entdeckte er eins, aber so klein, daß
man es kaum sehen konnte. Er probierte, und der Schlüssel paßte
glücklich. Da drehte er einmal herum, und nun müssen wir warten,
bis er vollends aufgeschlossen, und den Deckel aufgemacht hat, dann werden
wir erfahren, was für wunderbare Sachen in dem Kästchen lagen.
Quelle: Kinder- und Hausmärchen, Jacob Grimm,
Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), 1812-15, KHM 200