DER UNDANKBARE SOHN
Es saß einmal ein Mann mit seiner Frau vor der Haustür, und
sie hatten ein gebraten Huhn vor sich stehen und wollten das zusammen
verzehren. Da sah der Mann, wie sein alter Vater daherkam, geschwind nahm
er das Huhn und versteckte es, weil er ihm nichts davon gönnte. Der
Alte kam, tat einen Trunk und ging fort. Nun wollte der Sohn das gebratene
Huhn wieder auf den Tisch tragen, aber als er danach griff, war es eine
große Kröte geworden, die sprang ihm ins Angesicht und saß
da, und ging nicht wieder weg; und wenn sie jemand wegtun wollte, sah
sie ihn giftig an, als wollte sie ihm ins Angesicht springen, so daß
keiner sie anzurühren getraute. Und die Kröte mußte der
undankbare Sohn alle Tage füttern, sonst fraß sie ihm aus seinem
Angesicht; und also ging er ohne Ruhe in der Welt hin und her.
Quelle: Kinder- und Hausmärchen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), 1812-15, KHM 145