DIE DREI FAULEN
Ein König hatte drei Söhne, die waren ihm alle gleich lieb,
und er wußte nicht, welchen er zum König nach seinem Tode bestimmen
sollte. Als die Zeit kam, daß er sterben wollte, rief er sie vor
sein Bett und sprach 'Liebe Kinder, ich habe etwas bei mir bedacht, das
will ich euch eröffnen: welcher von euch der faulste ist, der soll
nach mir König werden.' Da sprach der älteste 'Vater, so gehört
das Reich mir, denn ich bin so faul, wenn ich liege und will schlafen,
und es fällt mir ein Tropfen in die Augen, so mag ich sie nicht zutun,
damit ich einschlafe.' Der zweite sprach 'Vater, das Reich gehört
mir, denn ich bin so faul, wenn ich beim Feuer sitze, mich zu wärmen,
so ließ ich mir eher die Fersen verbrennen, eh ich die Beine zurückzöge.'
Der dritte sprach 'Vater, das Reich ist mein, denn ich bin so faul, sollt
ich aufgehängt werden, und hätte den Strick schon um den Hals,
und einer gäbe mir ein scharfes Messer in die Hand, damit ich den
Strick zerschneiden dürfte, so ließ ich mich eher aufhenken,
ehe ich meine Hand erhübe zum Strick.' Wie der Vater das hörte,
sprach er 'Du hast es am weitesten gebracht und sollst der König
sein.'
Quelle: Kinder- und Hausmärchen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), 1812-15, KHM 151