DIE ROSE
Et was mal eine arme Frugge, de hadde twei Kinner; dat jungeste moste
olle Dage in en Wald gohn un langen (holen) Holt. Asset nu mal ganz wiet
söken geit, kam so en klein Kind, dat was awerst ganz wacker to em
un holp (half) flietig Holt lesen un drog et auck bis für dat Hus;
dann was et awerst, eh en Augenschlägsken (Augenblick) vergienk,
verswunnen. Dat Kind vertelde et siner Moder, de wul et awerst nig glöven.
Up et lest brochte et en Rause (Rose) mit un vertelde, dat schöne
Kind hädde em deise Rause gieven und hädde em sägt, wenn
de Rause upblöhet wär, dann wull et wier kommen. De Moder stellde
dei Rause in,t Water. Einen Morgen kam dat Kind gar nig ut dem Bedde,
de Moder gink to dem Bedde hen un fund dat Kind daude (tot); et lag awerst
ganz anmotik. Un de Rause was den sulftigen Morgen upblöhet.
Quelle: Kinder- und Hausmärchen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), 1812-15, Kinderlegenden - Nr. 3