Die Tiere beim Beerenpflücken
Der Bär und der Wolf und der Fuchs und der Hase pflückten auf der Heide Beeren. Dann gingen sie zur Nacht in eine Waldhütte. Alle aßen ihre Beeren auf, nur der Bär ließ die Hälfte für das Frühstück übrig, legte sie auf den Ofen und sagte: "Wer diese hier ißt, der wird totgeschlagen." In der Nacht erhob sich der Fuchs, fraß alle Beeren auf und legte in den Hintern des Wolfes eine Beere. Am Morgen stand der Bär auf und fragte: "Wer hat jetzt meine Beeren gegessen?" Der Fuchs sagte: "Der Wolf hat sie aufgegessen, man sieht es ja an seinem Hintern." Der Bär tötete den Wolf und fraß ihn zur Hälfte auf.
Sie blieben noch eine zweite Nacht in der Hütte. Wiederum legte der Bär die Hälfte des toten Wolfes zum Frühstück auf den Ofen und sagte: "Wer dies hier ißt, der wird totgeschlagen." In der Nacht erhob sich der Fuchs, fraß wiederum davon und legte etwas dem Hasen in das Maul. Am Morgen stand der Bär wieder auf und fragte: "Wer hat jetzt den Wolf dort vom Ofen gegessen?" Der Fuchs sagte: "Der Hase hat ihn aufgegessen, man sieht es ja an seinem Maul." Der Bär tötete den Hasen und fraß die Hälfte zum Abendbrot.
Sie blieben noch eine dritte Nacht in der Hütte. Der Bär legte wieder die andere Hälfte auf den Ofen der Hütte zum Frühstück und sagte zum Fuchs: "Wenn du sie jetzt ißt, dann wirst du totgeschlagen." Der Fuchs erhob sich in der Nacht und fraß wieder die Hälfte des Hasen vom Ofen und grub dann unter der Wand ein großes Loch, so, daß er hinauskonnte und verrammelte die Hüttentür von außen und ging wieder in die Hütte zum Schlafen.
Am Morgen als der Bär aufstand, wollte er den Hasen haben. Der Fuchs hatte ihn gefressen. Der Bär wollte den Fuchs töten, weil dieser den Hasen gefressen hatte. Der Fuchs sprang durch das Loch, das er sich unter der Wand gegraben hatte, ins Freie.
Der Bär bekam den Fuchs am Bein zu fassen. Der Fuchs nahm einen Stock, der neben der Hüttenwand lag, steckte ihn durch das Loch in die Hütte und sagte zum Bären: "Du ziehst ja gar nicht an meinem Bein, du ziehst am Stock." Der Bär glaubte, er ziehe am Stock und ließ das Bein des Fuchses los und biß in den Stock - und der Fuchs war frei.
Da ging der Fuchs zum Hof und sagte: "Jetzt ist der Bär in der Hütte, geht hin und tötet den Bären dort."
Und damit war es aus.
Quelle: Perho. Kaarle
Krohn 465. 1884. Leena Kinniä, junge Ehefrau. SK I 15.
AT 20 C + 5
aus: Lauri Simonsuuri, Pirkko-Liisa Rausmaa, Finnische Volkserzählungen,
Berlin 1968